Die Geschichte des KZ Mauthausen

Das einzige Konzentrationslager auf österreichischem Territorium war nie ein Lager für Österreicher, dennoch sind die Bezüge Österreichs zu diesem Lagerkomplex sehr vielfältig. Mauthausen wurde zu einem Symbol nationalsozialistischer Gewaltherrschaft in Österreich.

Nahezu in der gesamten damaligen Ostmark wurden Außenlager von Mauthausen errichtet. Diese Außenlager mussten, ebenso wie das Hauptlager, mit Lebensmitteln und Baustoffen versorgt werden, auch die Wachmannschaften wurden teilweise aus der örtlichen Bevölkerung rekrutiert. Die Häftlinge von Mauthausen wurden aus den Transportzügen durch die Ortschaften getrieben und waren unübersehbar. Viele Bauwerke im Umkreis der Lager wurden durch die Zwangsarbeit der Häftlinge errichtet, einige stehen heute noch und werden nach wie vor benützt.

Die Anfänge

Die ersten Häftlinge trafen am 8. August 1938 in Mauthausen ein. Ungefähr 300 Häftlinge aus dem KZ-Dachau wurden für den Lageraufbau nach Mauthausen überstellt und im berüchtigten Steinbruch zur Zwangsarbeit getrieben. Sie wurden von 80 Angehörigen des Dachauer SS-Totenkopfverbandes bewacht, die somit den Grundstock der SS-Bewachungseinheiten in Mauthausen bildeten.

Das erste Lager bestand aus 4 Baracken, wurde aber schnell vergrößert. Im Dezember 1938 waren in Mauthausen knapp 1.000 Häftlinge interniert, abzüglich der 13 entlassenen und der 34 verstorbenen Häftlinge.

Vernichtung durch Arbeit

Das Konzentrationslager Mauthausen wandelte sich in den nächsten Jahren zu einem der gefürchtetsten Lager im gesamten KZ System – es war das einzige KZ der Stufe III, der schlechtesten Kategorie.
Die Deportation nach Mauthausen bedeutete für viele Häftlinge die Ankunft in einem Todeslager, da ihr Häftlingsakt den Vermerk RU (=Rückkehr unerwünscht) trug. Häftlinge dieser Kategorie waren de facto Todeskandidaten, deren Arbeitskraft noch bis zur Erschöpfung ausgenützt werden sollte.
In Mauthausen gab es verschiedene Häftlingsgruppen, die unterschiedlich behandelt wurden.
Besonders berüchtigt war die Strafkompanie des Steinbruchs.

Aber auch für fast alle anderen Häftlinge bestanden in dieser Phase nur wenige Überlebenschancen. Verantwortlich dafür war, neben den Misshandlungen, auch die ständige Unterversorgung an Lebensmitteln, ärztlicher Betreuung und grundlegenden Hygienemaßnahmen. Dadurch konnten Kosten gespart und die Vernichtung der Häftlinge wurde dabei in Kauf genommen. Für Angehörige bestimmter Nationen und Häftlingskategorien war Mauthausen bis zum Spätsommer 1943 nahezu ausnahmslos ein Todeslager. Davon waren besonders Juden und Zigeuner betroffen, aber auch Polen und Russen (hier vor allem Kriegsgefangene), Tschechen und Republikanische Spanier sowie andere Häftlingsgruppen. Häftlinge, die nicht den Bedingungen des Lagers oder den Exekutionen zum Opfer fielen, wurden bei Arbeitsunfähigkeit von SS-Ärzten im Revier mit Injektionen (Phenol, Benzin oder Luft) ermordet.

Im Herbst 1941 wurde mit dem Bau einer Gaskammer begonnen, die für die Ermordung kranker und arbeitsunfähiger Häftlinge benutzt, aber auch für groß angelegte Exekutionen verwendet wurde. Zusätzlich wurde ab dem Frühjahr 1942 ein Gaswagen für die Ermordung zahlreicher Häftlinge benutzt, die auf der Fahrt von Mauthausen nach Gusen (1940 gegründetes Außenlager des KZ Mauthausen) im hermetisch abgeschlossenen Aufbau des Lastwagens mit eingeleitetem Kohlenmonoxid erstickt wurden. Aber auch in der Euthanasieanstalt Schloss Hartheim wurden nach Beendigung der offiziellen Euthanasie tausende Häftlinge in der Gaskammer des Schlosses ermordet.

Erst mit dem Funktionswandel der KZ zu Reservoiren an Arbeitssklaven für die Rüstungsindustrie wurde die Vernichtungspolitik der SS etwas geändert. Bestimmte, für die Rüstungsindustrie notwendige, Häftlinge wurden in eigens dafür angelegten Nebenlagern interniert und zumindest solange am Leben gelassen, bis ihre Arbeitskraft erschöpft war.

Der Häftlingsstand im KZ Mauthausen betrug Ende 1943 ungefähr 25.000 Häftlinge, in dieser Zahl sind die Verstorbenen, Ermordeten und Überstellten nicht enthalten. Mit Beginn des Einsatzes der Häftlinge in der Rüstungsindustrie konnte also auf ein großes Potential an Arbeitskräften zurückgegriffen werden, das für die Unternehmer und die SS hohe Gewinne versprach, da für die Versorgung dieser Häftlinge nur minimal gesorgt werden musste.

Rüstungsindustrie und Häftlingsarbeit

Die fortschreitende Kriegsdauer und die immer größer werdenden Verluste der deutschen Wehrmacht an Menschen und Material bedingten einerseits die Einziehung bis dahin noch freigestellter Männer und andererseits das Anwachsen der Rüstungsbemühungen. Tausende Frauen wurden dienstverpflichtet und Millionen an Zwangsarbeitern zur Rüstungsarbeit nach Deutschland deportiert. Doch alle Bemühungen, die Verluste auch nur annähernd auszugleichen, scheiterten. Daher wurden ab 1942 zunehmend KZ-Häftlinge in der Rüstungsindustrie eingesetzt, was für einen Teil der Häftlinge zumindest einen Aufschub ihrer Ermordung bedeutete. Kranke und arbeitsunfähige Häftlinge wurden weiterhin nahezu ohne Ausnahme getötet oder dem sicheren Tod überlassen.

Zur Durchführung des Arbeitseinsatzes der Häftlinge in der Rüstungsindustrie wurden zuerst im Umkreis des KZ Mauthausen und später in ganz Österreich (ab Salzburg ostwärts) Nebenlager des Stammlagers gegründet. Diese Nebenlager waren nach kriegswirtschaftlichen, ressourcen- und verkehrstechnischen Gesichtspunkten angelegt. Die geografische Lage in den Alpen oder im Alpenvorland begünstigte die (luftangriffsichere) Verlagerung der Produktion in Stollen und Bergwerke, die entweder bereits bestanden oder von den Häftlingen unter unvorstellbaren Bedingungen in das Gestein vorgetrieben wurden.

Das erste Außenlager des KZ Mauthausen wurde im nur fünf Kilometer entfernten Langenstein (das Außenlager hieß Gusen) im Mai 1940 eröffnet. Gusen hatte lange Zeit (bis 23. Jänner 1944) eine Sonderstellung im gesamten Mauthausenkomplex, hier wurden eigene Häftlingsnummern vergeben, eigene Registraturen geführt und viele andere Faktoren machten das Außenlager Gusen fast zu einem eigenständigen Konzentrationslager. Daneben entstanden ab dem Frühjahr 1943 unzählige Außenlager an Standorten der Rüstungsindustrie. Die größten Lager, die zeitweise sogar den Häftlingsstand des Stammlagers übertrafen, waren Gusen, Ebensee, Melk, Linz und eine Vielzahl von Außenlagern im Wiener Raum. Insgesamt sind bis heute 49 Standorte bekannt, an denen Außenlager des KZ Mauthausen bestanden.

Das Stammlager Mauthausen wandelte sich in dieser Periode zum Verwaltungs- und Verteilerzentrum der Häftlinge, die in den diversen Betrieben zur Zwangsarbeit eingesetzt wurden. Gleichzeitig wurden die arbeitsunfähigen Häftlinge aus den Außenlagern ins Stammlager transportiert und dort ermordet. Mauthausen wurde also zum Todeslager für alle kranken Häftlinge aus den kleineren Außenlagern.

Chaos und Massensterben am Ende

Die Rüstungsanstrengungen und der vermehrte Häftlingseinsatz führten zu einem enormen Anwachsen der Belegstärke des KZ Mauthausen. Betrug der Häftlingsstand Ende 1943 ungefähr 25.000 Menschen, so wuchs er bis Ende 1944 auf über 74.000 Häftlinge an, um Anfang März 1945 den Höchststand von über 84.000 Insassen zu erreichen. Insgesamt wird die Zahl der Häftlinge in Mauthausen auf über 200.000 geschätzt, eine endgültige Zahl wird jedoch nie vorliegen, da unzählige Häftlinge ohne Registrierung nach Mauthausen deportiert und dort ermordet wurden. Unter diesen 200.000 Häftlingen waren auch über 8.000 Frauen, die im Männerlager Mauthausen interniert worden waren.

Ab Herbst 1944 wurden die Häftlinge nicht mehr ausschließlich zum Einsatz in der Rüstungsindustrie nach Mauthausen und seine Außenlager transportiert, sondern auch vermehrt im Zuge der Evakuierungen der Lager im Osten. Dies hatte zur Folge, dass Mauthausen immer mehr vollkommen überfüllt wurde, die ohnehin sehr schlechten Lebensbedingungen wandelten sich in katastrophales Chaos.

Die Überbelegung des Lagers führte im Herbst 1944 zur Errichtung eines Zeltlagers, in das über 10.000 Menschen gepfercht wurden. Die große Anzahl an kranken und ausgehungerten Häftlingen führte dazu, dass diese im Sanitätslager, unterhalb des Hauptlagers neben dem ehemaligen SS-Sportplatz gelegen, nahezu sich selbst überlassen wurden und zu tausenden an Entkräftung und Epidemien verstarben. Die Tötungseinrichtungen des Konzentrationslagers Mauthausen blieben weiterhin in Betrieb, in der Gaskammer wurden bis 28. April 1945 Menschen ermordet. Die Zahl der Toten wuchs derartig schnell an, dass die Krematorien des Lagers nicht mehr mit der Verbrennung der Leichen nachkamen.

Die Befreiung

Die Befreiung des KZ Mauthausen war die letzte Befreiungsaktion der alliierten Soldaten. Nachdem sich die SS Bewachungseinheiten Anfang Mai sukzessive aus dem Lager entfernt (kurz vor Abzug der SS wurden noch die meisten Geheimnisträger Krematoriumshäftlinge u.ä. als Mitwisser der Massenmorde exekutiert). Die letzte Erschießung erfolgte am 3. Mai 1945) und die Bewachung des Schutzhaftlagers z.T. Einheiten der Wiener Feuerschutzpolizei (= Feuerwehr) überantwortet hatten, formierten sich unter den Häftlingen Komitees, welche die Ankunft der Befreier vorbereiten sollten.

Am Morgen des 5. Mai 1945 wurde die Gemeinde Mauthausen von amerikanischen Truppen besetzt und der Großteil der SS-Männer gefangen genommen. Ungefähr zur Mittagszeit desselben Tages wurden vom Delegierten des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Louis Haefliger, der sich seit wenigen Tagen in Mauthausen aufhielt, zwei amerikanische Panzerspähwagen ins Lager geleitet. Trotz Protesten der Häftlinge fuhren die amerikanischen Soldaten nach wenigen Stunden wieder ab, was zur Bewaffnung einiger Häftlingsgruppen führte, die immer noch die Rückkehr der SS fürchteten. Am 7. Mai 1945 wurde das Lager von der 11. Panzerdivision der 3. US Armee unter dem Kommando des Colonel Seibel endgültig übernommen und somit auch endgültig befreit.

Download Die Geschiche des KZ-Mauthausen 1938-1945

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