Hans Maršálek

Hans Maršálek wurde am 19. Juli 1914 in Wien geboren. Er erlernte den Beruf eines Schriftsetzers. Nach der Okkupation Österreichs durch Hitler-Deutschland wurde er zur Wehrmacht einberufen.

Aufgrund seiner antifaschistischen Einstellung flüchtete er am 19. September 1938 in die Tschechoslowakei. Nach deren Zerschlagung und der Errichtung des "Reichsprotektorats Böhmen und Mähren" half Maršálek gefährdeten österreichischen Sozialdemokraten bei ihrer Flucht nach Schweden.

In weiterer Folge arbeitete er als Buchhalter bei der Firma Compass in Prag. In den Jahren 1940 und 1941 war er illegal in der Tschechischen Kommunistischen Partei tätig. Während dieser Zeit hielt er sich auch drei Monate in Wien auf. Am 28. Oktober 1941 wurde Maršálek in Prag verhaftet und am 3. November nach Wien überstellt. Anschließend verbrachte er mehrere Monate im Landesgericht Wien und im Gestapo-Gefängnis. Am 28. September 1942 wurde er mit 43 anderen Wienern in das Konzentrationslager Mauthausen verschleppt. Nach Arbeitseinsätzen im Baukommando, im Holzfällerkommando Königswiesen und im Steinbruch "Wiener Graben" erhielt er im November 1942 eine Arbeit als Schreiber. In der Schreibstube des Hauptlagers waren Tschechen, Spanier und Deutsche sowie später auch Häftlinge anderer Nationen tätig. Die politischen Häftlinge in dieser Schreibstube wurden zu einem Zentrum der Solidarität und des Widerstandes.

Erst in den letzten Tagen vor der Befreiung und während der Befreiungstage im Mai 1945 zeigte diese Organisation, das illegale Internationale Mauthausen Komitee, mit der geordneten Übergabe des Lagers an die Amerikaner, der Mithilfe bei der Erstversorgung und bei der Repatriierung der befreiten Häftlinge seine Qualitäten.

Sein umfangreiches Wissen um die Vorgänge im KZ-Mauthausen qualifizierte ihn für den Auftrag des Innenministers, für die seit 1947 bestehende KZ-Gedenkstätte ein Museum zusammen zu stellen. Damit wurde Hans Maršálek zum Chronisten des KZ-Mauthausen. Es gibt kein einziges wissenschaftliches Werk zu diesem Thema, das nicht auf die umfangreichen Dokumentationen und die reichen Archivbestände aufbaut, die er nahezu im Alleingang geschaffen hatte. Neben Unterlagen, die er direkt nach der Befreiung mit sich genommen hatte, nutzte er auch seine Position als Polizeibeamter, um Unterlagen wie z.B. das Totenbuch des KZ-Gusen aus einer Ausstellung in Wiener Neustadt für das Archiv zu organisieren, Menschen zu befragen und Niederschriften anzufertigen.

1963 wurde Hans Maršálek aus dem Polizeidienst in das Innenministerium übernommen und führte dort den Aufbau des Museums fort und legte als Grundlage für das Museum das bemerkenswerte Archiv der KZ-Gedenkstätte an. Neben diesen Arbeiten begann er mit der Publikation von zuerst kleineren Broschüren, die akribisch zusammengestellt waren, und mit der Vorbereitung seiner wichtigsten Publikation "Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen", die 1974 erstmals erschien, vier Jahre nach der Eröffnung des Museums in der Gedenkstätte. Dieses Buch ist nach wie vor das Standardwerk zu diesem Thema, das Archiv war die Grundlage für das Buch und für das Museum. Seine Verdienste um die Aufarbeitung der Geschichte des KZ Mauthausen wurden 2009 mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde der Johannes Kepler Universität Linz gewürdigt.

Neben dieser wissenschaftlichen Arbeit war es für Hans Maršálek ein besonderes Anliegen, auch die Orte der Außenlager in die Erinnerungsarbeit einzubeziehen. Vorausschauend sorgte Hans Maršálek für die Zeit nach dem Ausscheiden der Zeitzeugen vor, indem er den Kontakt zu Jugendorganisationen der Gewerkschaft und der katholischen Kirche suchte. Aus deren Zusammenarbeit bei der Betreuung der Außenlager entstand in einem zehnjährigen Entwicklungsprozess das Mauthausen Komitee Österreich, die Nachfolgeorganisation der Österreichischen Lagergemeinschaft Mauthausen.

Hans Maršálek blieb Zeit seines Lebens seinen Kameraden und Leidensgefährten, die so wie er die Gräuel des KZ Mauthausen überlebt hatten, verbunden. Er war lange Jahre Obmann der Österreichischen Lagergemeinschaft Mauthausen und Mitglied im Comité International de Mauthausen. Gemeinsam engagierten sie sich unermüdlich und unbeirrt für das Niemals-Vergessen und Niemals-Wieder.

Vorstandsmitglieder (MKÖ-ÖLM) über Hans Maršálek

Hintergrundbild

Leben von Hans Maršálek in Bildern

  • Hans Maršálek Prag 1939
  • Hans Maršálek Gestapofoto 1941
  • Hans Maršálek Personalausweis 1945
  • Hans Maršálek Konferenz Mauthausen Komitee 1990
  • Hans Maršálek Befreiungsfeier KZ-Gedenkstätte Mauthausen 1992
  • Hans Maršálek Gedenkrede Befreiungsfeier KZ-Gedenkstätte Mauthausen 1995
  • Hans Maršálek Gedenkrede Gedenkfeier Ternberg 1995
  • Hans Maršálek Gedenkfeier Ternberg 1995
  • Hans Maršálek Gedenkfeier Gunskirchen
  • Hans Maršálek Begleitung Bundesminister Caspar Einem KZ-Gedenkstätte Mauthausen
  • Hans Maršálek Besuch Bundespräsident Klestil
  • Hans Maršálek Übergabe Vermächtnis Mauthausen Komitee Österreich (1)
  • Hans Maršálek Übergabe Vermächtnis Mauthausen Komitee Österreich (2)
  • Hans Maršálek Übergabe Vermächtnis Mauthausen Komitee Österreich (3)
  • Hans Maršálek Pressekonferenz Europäische Jugendbegegnungsstätte
  • Hans Maršálek Besuch Nationalratspräsidentin Prammer
  • Hans Maršálek Zertifizierung Mauthausen Guides 2009 (1)
  • Hans Maršálek Zertifizierung Mauthausen Guides 2009 (2)
  • Hans Maršálek Zertifizierung Mauthausen Guides 2009 (3)
  • Hans Maršálek Rede Zertifizierung Mauthausen Guides 2009 (1)
  • Hans Maršálek Rede Zertifizierung Mauthausen Guides 2009 (2)
  • Hans Maršálek Rede Zertifizierung Mauthausen Guides 2009 (3)
  • Hans Maršálek Zertifizierung Mauthausen Guides 2009 (4)
  • Hans Maršálek Verleihung Ehrendoktorat 2009
  • Hans Maršálek