Zivilcourage-Trainings

"Je mehr BürgerInnen mit Zivilcourage ein Land hat,
desto weniger HeldInnen wird es einmal brauchen" (Franca Magnani)

Zivilcourage-Trainings stellen ein Angebot für alle Menschen dar, die ungerechten oder bedrohlichen Situtationen entgegen treten wollen.

Zivilcourage ist ein oft gebrauchter und vielfach definierter Begriff. Aber was ist Zivilcourage eigentlich, und wie funktioniert sie? Wo sind die Grenzen von Zivilcourage, und wo ist ihr Anfang?

Wir, das Mauthausen Komitee Österreich, trainieren seit dem Jahr 2010 mit Jugendlichen das Thema Zivilcourage. Durch das Trainieren von Zivilcourage werden unter anderem Handlungsmöglichkeiten der Jugendlichen erweitert und ihre Selbstsicherheit bestärkt. Seit Beginn der Trainings werden die Inhalte, Übungen und Methoden immer wieder auf Basis der Erfahrungen der TrainerInnen in den Trainings adaptiert und an die Bedürfnisse der Jugendlichen angepasst. Ein zusätzlicher Schwerpunkt ist auf "Mobbing" und "Zivilcourage im Internet" ausgerichtet. Auch hier wachsen die Anfragen jedes Jahr weiter und die buchenden Gruppen betonen, wie wichtig es für sie, ist dieses Angebot kostenlos zu erhalten.

Die ständig wachsende Nachfrage und das positive Feedback zeigen die Notwendigkeit unseres Angebots von Zivilcourage-Trainings für Jugendliche ganz klar. Auch die Erfahrungen und Feedbacks bestätigen, dass junge Menschen immer wieder Beschimpfungen, Belästigungen, Mobbing oder sogar Gewalt ausgesetzt sind. Durch das Trainieren von Zivilcourage werden unter anderem ihre Handlungsmöglichkeiten erweitert und ihrer Selbstsicherheit bestärkt. Seit Beginn der Trainings werden die Inhalte, Übungen und Methoden immer wieder weiterentwickelt und an die Bedürfnisse der Jugendlichen angepasst.

"Normalerweise hätte schon jemand eingreifen müssen!"

Rassismus, Diskriminierung, Gewalt etc. lassen sich nicht von heute auf morgen aus der Welt schaffen. Mit kleinen Schritten ist es aber möglich, viel zu erreichen. Nämlich dann, wenn Menschen hinsehen, wenn Unbeteiligte helfend eingreifen, und wenn Opfer nicht ohnmächtig bleiben. Den Jugendlichen werden im Zuge des Zivilcourage-Trainings spezifische Kompetenzen vermittelt, die zu zivilcouragiertem Handeln beitragen – etwa die Sensibilisierung für demokratische Werte und die Förderung sozialer Fähigkeiten. Außerdem wird das Augenmerk auf das Bewusstsein über die persönliche Verantwortung gelegt und die Selbstsicherheit geschult. Um zivilcouragiert handeln zu können, ist es wichtig davon auszugehen, dass die eigene Handlung Wirkung zeigt. Deswegen zielt ein Teil des Trainings auf die Stärkung des Kompetenzvertrauens, das Erkennen von Abwehrmechanismen und den Abbau von sozialen Hemmungen ab. Neben all diesen Zielen bietet ein Zivilcourage-Training auch einen "geschützten Raum", der den Jugendlichen die Möglichkeiten bietet, sich frei zu bewegen, sich zu zeigen, neue Verhaltensweisen auszuprobieren und sich offen zu äußern.

Handlungsspielräume von ZIVILCOURAGE

Die zentralen Ziele des Zivilcourage-Trainings sind, die Sensibilität für zivilcouragiertes Handeln zu erhöhen, das eigene Verhaltensrepertoire auf unterschiedlichen Ebenen zu erweitern sowie Zivilcourage und gesellschaftliche Verantwortung im Gestern und Heute zu vermitteln. Die Faktoren, die zu zivilcouragierten Handlungen führen, bleiben immer gleich. Die Rahmenbedingungen innerhalb derer sie stattfinden, verändern sich im Laufe der Zeit. Auf Basis der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Zivilcourage wird auch in den Trainings "Zivilcourage im Nationalsozialismus" behandelt. Derart extreme Bedingungen wie während der Zeit des Nationalsozialismus sind besonders schwer zu vermitteln. Aber gerade in einer politisch angespannten Atmosphäre der totalen Überwachung und der völligen Rechtsunsicherheit braucht es den Einsatz von zivilem Mut - denn das Bedürfnis nach Selbstschutz und Angst waren dann mehr als verständlich und auch begründet. Trotzdem gab es Menschen, die sogar unter solchen Zuständen Zivilcourage zeigten. Zusätzlich zur theoretischen Auseinandersetzung mit Zivilcourage in autoritären und hoch repressiven Systemen, speziell in der Zeit des Nationalsozialismus, wird in den Zivilcourage-Trainings auch an Beispielen von RetterInnen und HelferInnen vermittelt, warum sich Menschen trotz der extremen Rahmenbedingungen entschieden haben, anderen Menschen zu helfen. Durch die Auseinandersetzung mit Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus zivilen Mut zeigten, wird ein Bogen in die Gegenwart der Jugendlichen gespannt.

ZIVIL .COURAGE .WIRKT – Ausstellung und Broschüre

Bei den Angeboten "ZIVIL.COURAGE.WIRKT" erzählen wir von mutigen Menschen, die zivilcouragiert gehandelt haben. Ein bekanntes Beispiel ist das der US-Amerikanerin Rosa Parks – einer Frau, die sitzen blieb als andere aufstanden, die sich als "Schwarze" in Zeiten der Rassentrennung weigerte, ihren Sitzplatz einem "Weißen" zu überlassen. So brachte sie einen Stein ins Rollen, und die damit verbundenen Auswirkungen hatten die Aufhebung der Sitzplatztrennung zwischen "schwarzen" und "weißen" Fahrgästen in Bussen zufolge. Rosa Parks wird als die "Mutter" der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung bezeichnet. Auch die Geschichten von Anna Hackl, Karoline Arrer und anderen sind Beispiele für den Einsatz von zivilem Mut. Daneben thematisiert die Ausstellung und die Broschüre auch das Engagement vieler BürgerInnen der Gemeinde Röthis, die durch ihr couragiertes Auftreten die Abschiebung einer ganzen Familie in den Kosovo verhindert haben.

Zivilcourage-Workshop "Über Theater zur Handlung"

Die seit 2015 stattfindenden Theaterworkshops unter dem Titel "Über Theater zur Handlung" bieten Methoden und Übungen aus dem Theaterbereich an. Dort werden Handlungskompetenzen und Zivilcourage von Jugendlichen spielerisch, nachhaltig und ganzheitlich trainiert. Lerninhalte werden durch das gemeinsame Theaterspielen aktiv vermittelt. "Als-ob"-Situationen schaffen geschützte Proberäume, um das Handlungsrepertoire sowie die Handlungskompetenz der SpielerInnen aktiv zu erweitern und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Auch soziale und kommunikative Fähigkeiten werden optimal gefördert und sensibilisiert. Die Methoden stammen vor allem aus dem Bereich des spielerischen Rollentrainings sowie des Forumtheaters – einer offenen Theaterform, die Fragen und Diskussionen aufwirft und einen Proberaum bereitstellt, in dem gemeinsam Antworten erarbeitet werden können. Ziel des Workshops ist es, in einem gemeinsamen Miteinander Empathie zu schulen, sowie durch praktisches Probehandeln die eigene Handlungskompetenz und -sicherheit zu erweitern, wobei die Kombination des Workshops "Über Theater zur Handlung" mit einem "Zivilcourage-Training" empfohlen wird.

Weitere Informationen auf www.zivilcourage.at.

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