Forschung
Das MKÖ widmet sich auch der Erforschung der Geschichte des KZ Mauthausen und seiner Nebenlager sowie damit in Zusammenhang stehenden Fragen. Von 2006 bis 2009 veranstaltete das MKÖ gemeinsam mit der Universität Linz eine Symposien-Reihe, die sich mit den jährlichen Schwerpunktthemen auf wissenschaftlicher Ebene auseinander setzten.
2011: Das Netzwerk des Terrors
Die Nationalsozialisten überzogen Europa mit einem Netz an Konzentrations- und Vernichtungslagern, Verfolgungsbehörden und –dienststellen sowie einer Reihe von weiteren Instrumenten, die alle ein gemeinsames Ziel hatten: Die Ausgrenzung, Verfolgung und auch Vernichtung politisch Andersdenkender, rassistisch Verfolgter und von Menschen, die aus welchen Gründen auch immer aus der Gesellschaft ausgegrenzt wurden.
Das "Netzwerk des Terrors" meint dabei nicht ausschließlich das KZ Mauthausen sondern bezieht sich auch auf die engen Verflechtungen der KZ untereinander. Aber nicht nur die KZ, sondern das gesamte Lagersystem, das auch die ZwangsarbeiterInnenlager, die OstarbeiterInnenlager, die Sonderlager für JüdInnen oder die Lager der Gestapo umfasste, stand in einem engen und regelmäßigen Austausch, seien es Informationen, Häftlinge oder Bewachungspersonal.
Neben diesem institutionalisierten Netzwerk von Verfolgungsinstrumenten gab es auch ein weitreichendes informelles Netzwerk von Spitzeln und Denunzianten, von Mittätern und Mitläufern – die historischen Forschungen der letzten Jahre haben ganz deutlich gezeigt, dass das institutionalisierte Netzwerk des Terrors niemals ohne dieses informelle Netzwerk funktioniert hätte.
Die Beschäftigung mit diesem informellen Netzwerk führt uns unweigerlich zu den Begriffen der "Zivilcourage" und der "Entscheidungsfreiheit" jedes Einzelnen – die Mittäterschaft in diesem Netzwerk basierte (fast) immer auf freiwilliger Basis.
Aktuelle Aspekte
"Zivilcourage" und "Entscheidungsfreiheit" sind nach wie vor Eigenschaften, die auch heute mehr denn je wichtig sind. Sei es im alltäglichen Kontext von Alltagsrassismus oder Xenophobie oder sei es im Kampf gegen ein neues Netzwerk des Terrors: Das gut organisierte und europaweit vernetzte Netzwerk der europäischen Rechtsextremen.
Dieser Kampf ist ein politischer, aber kein parteipolitischer Kampf – es ist nicht mehr und nicht weniger der Kampf für Demokratie und Gleichberechtigung und gegen Ausgrenzung und Gewalt. So sollte dem heutigen negativen institutionalisierten aber auch informellen Netzwerk von Rechtsextremen ein positives informelles Netzwerk von Menschen entgegengestellt werden, die sich (ebenso europaweit vernetzt) für "Zivilcourage" und "Entscheidungsfreiheit" einsetzen.
Den Auftakt bildete das Internationale Symposium zum Schwerpunkthema unter dem Titel "Netzwerk des Terrors", das am 6. Mai 2011 im Wissensturm in Linz stattfand.
2009: Widerstand gegen den Nationalsozialismus aus religiöser Motivation
Die Gedenk- und Befreiungsfeiern 2009 in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, anlässlich der 63. Wiederkehr der Befreiung des KZ-Mauthausen und seiner Nebenlager, waren dem Thema "Widerstand gegen den Nationalsozialismus aus religiöser Motivation" gewidmet. Das Hauptaugenmerk lag bei jenen Personen und Gruppen, die wegen ihrer Widerstandstätigkeit in das Konzentrationslager Mauthausen oder eines der 49 Nebenlager eingeliefert wurden und umfasst sämtliche Konfessionen, Angehörige der christlichen Kirchen, Juden, Moslems, Zeugen Jehovas u.a. Dabei wurden nicht nur "Funktionsträger" – gemeint sind Priester, Pastoren, Popen, Mönche und Nonnen etc. – in den Blickpunkt gestellt, vielmehr ging es im Wesentlichen um "Laien", die sich aufgrund ihrer Religiosität dem NS-Regime widersetzt haben.
Den Auftakt bildete das Internationale Symposium zum Schwerpunkthema unter dem Titel "Allein in der Tat ist die Freiheit – Freedom Lies in the Deed Alone", das am 8. Mai 2009 an (und in Kooperation mit) der Universität Linz stattfand.
2008: Der europäische Widerstand und das KZ-Mauthausen
Das Thema Widerstand kann von vielen verschiedenen Seiten betrachtet, beleuchtet und erforscht werden. Ein wichtiges Anliegen der Veranstaltung war es, sich nicht nur auf bewaffneten bzw. militärischen Widerstand gegen die Nationalsozialisten zu beschränken, sondern möglichst viele verschiedene Aspekte und Facetten von Widerstand mit einzubeziehen. Dies impliziert außerdem nicht nur organisierten Widerstand, sondern auch individuelles widerständiges Handeln. Ebenso thematisiert wurden Kollaboration und die Rolle der großen schweigenden Masse.
2007: KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen im KZ-Mauthausen
Nachdem dieses Thema ein extrem breites Diskussionspotenzial bietet, widmete sich das Symposium weniger speziellen Teilaspekten, sondern war um eine möglichst vollständige und aktuelle Übersicht über diesen Themenkomplex bemüht. Im Mittelpunkt standen nicht nur biografische Forschungen über Menschen, die als KünstlerInnen und WissenschafterInnen in das KZ-Mauthausen deportiert wurden, sondern es wurden auch Personen vorgestellt, die erst nach der Befreiung des KZ-Mauthausen eine künstlerische oder wissenschaftliche Laufbahn ergriffen. Neben biografischen Ansätzen ging es auch um eine generelle Diskussion über das Spannungsverhältnis "Wissenschaft und Kunst unter Bedingungen des nationalsozialistischen Terrors", die Vernichtung der Intelligenz von als "minderwertig" angesehenen Völkern bis hin zur wissenschaftlichen und/oder künstlerischen Aufarbeitung der KZ-Erfahrungen.
2006: Frauen im KZ-Mauthausen
Die Häftlinge des KZ am Loibl-Pass
Zeitzeugenprojekt: Das KZ Mauthausen in der Wahrnehmung der Lokalbevölkerung
"Man hat halt damit leben müssen ..."
Nebenlager des KZ-Mauthausen in der Wahrnehmung der Lokalbevölkerung
Studienautoren: Andreas Baumgartner und Rudolf Kropf
Die Aufarbeitung der Beziehungen der lokalen Bevölkerung zu Nebenlagern des KZ Mauthausen, der Wahrnehmungen, der Strategien und Verstrickungen und der Hilfestellungen stehen im Mittelpunkt dieser Arbeit. Der in Interviews untersuchte Zeitraum umfasst die Zeit vor 1938 (Sozialisation, eventuelle illegale Tätigkeit u. ä.), die Zeit 1938–1945 (Wahrnehmung des Lagers, Verstrickungen und Hilfsangebote) und die Zeit nach 1945/46 (Aufklärung, Verarbeitungsstrategien).