Jozef Lewkowicz: "Es ist eine Freude, an diesem heute friedvollen Ort erzählen zu können, was früher hier geschehen ist."
Am 16. August 1944 wurde der 1926 im polnischen Działoszyce geborene Jozef Lewkowicz vom KZ Mauthausen nach Melk überstellt. Er kam gemeinsam mit rund 1.300 weiteren, von der SS als "jüdisch" kategorisierten, Häftlingen hierher, um im Rahmen der Rüstungsvorhaben der Steyr-Daimler-Puch AG in den Roggendorfer Stollen unter dem Wachberg Zwangsarbeit zu verrichten. Lewkowicz war zuvor bereits im Konzentrationslager Płaszów (Polen) inhaftiert gewesen, wo er unter anderem auch von dem berüchtigten österreichischen SS-Mann Amon Göth (bekannt aus dem Film "Schindlers Liste") massiv misshandelt worden war. Nach dem Kriegsende war Lewkowicz an Göths Verhaftung beteiligt, welcher im Jahr 1946 in Krakau vor Gericht gestellt und später hingerichtet wurde.
Auch in Melk kam Lewkowicz, der damals die Häftlingsnummer 85.314 trug, wiederholt mit dem hiesigen Lagerführer Julius Ludolph in Kontakt. Anlässlich seiner Rückkehr nach Melk erinnerte er sich an eine entscheidende Begegnung zurück: "Immer wenn wir auf dem Appellplatz antreten mussten und Ludolph die Reihen abschritt, standen wir stramm und hofften wir, dass er an uns vorbeigehen würde, ohne uns zu misshandeln. Denn seine Peitsche hatte er immer dabei. Als er einmal direkt vor mir stehen blieb, habe ich gerufen 'Herr Obersturmführer, ich putze ihre Schuhe so blank, dass sie scheinen wie die Sonne.' Ludolph ging weiter und ließ mich später durch einen SS-Mann zu sich rufen. Ab dann musste ich in seinem Privatquartier die Schuhe putzen." Der Vorteil dieser Arbeit war, so Lewkowicz weiter, dass er aus dem Müll in Ludolphs Wohnung einige Essensreste mitnehmen und diese unter den Mithäftlingen verteilen konnte. "Das hat mir und einigen meiner Kameraden das Leben gerettet." Obwohl er der Tätigkeit als "Putz" des Lagerführers viel zu verdanken hatte, erinnert er sich auch um die enorme Brutalität Ludolphs: "Er hat die Häftlinge oft schwer misshandelt oder ganz einfach erschossen, einfach so," wurde Lewkowicz auch selbst Zeuge von brutalen Übergriffen.